Heilpraktikerin für Psychotherapie · Kommunikationstrainerin · Expertin in Beziehungsfragen

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Wir sind nicht in Hollywood – 5 Phasen einer Beziehung


„Unsere Beziehungsprobleme sind nicht das Problem. Das Problem ist, wenn wir uns den Problemen nicht stellen. Dann verpassen wir die Chance auf Entwicklung.“


Vom „Großem Rausch“ bis zum „Emotionalem Zuhause“.
Viele Paare erleben dieses wunderbare Gefühl leider nicht. Den großen Rausch schon, jedoch nicht das Gefühl in der Beziehung emotional zu Hause zu sein.
Immer häufiger trennen sich Paare vorher.
Das liegt u.a. daran, dass wir einfach viel zu wenig über die Entwicklung von Beziehungen wissen und halten die zwangsläufig auftretenden Phasen von Kampf und Konfrontation für das Ende der Liebe. Wir werfen zu schnell das Handtuch.
Wir stellen uns den Beziehungsthemen nicht.
Am Anfang hat doch alles gepasst und so muss es ohne großen Aufwand wieder sein und so wird es bleiben.

Ehrlich, das ist Bullshit – ein Märchen aus Hollywood, an das wir glauben, weil niemand uns gesagt hat, wie „Beziehung“ wirklich geht.
Im übrigen: Achten Sie mal darauf – in jedem Hollywoodstreifen ist der Film zu Ende, wenn die Verliebten sich endlich gekriegt haben. Immer nur bis zum Rausch. Fällt Ihnen etwas auf?

Jede Beziehung wird an den Punkt kommen, an dem es miteinander schwieriger wird, das Paar sich reibt, Widersprüche und Konflikte tun sich auf. Wir verschmelzen nicht zu „einem ICH“, wir bleiben ICH und DU, also zwei Menschen mit unterschiedlichen Prägungen, Ansichten und Bedürfnissen. Das WIR definiert das Paar gemeinsam. Und das ist ein ganz eigenes Beziehungs-WIR.

Es gibt viele Beschreibungen von Beziehungsphasen. Auch die Anzahl reicht von 4 – 8. Phasen.
Meine Definition besteht aus fünf:

1. Verliebtheit’s- bzw. Rauschphase
Die erste Phase kennt wahrscheinlich jeder, denn da haben wir nichts als Schmetterlinge im Bauch. Wir sind bis so unglaublich verliebt. Alles ist total intensiv. Supertoll! Wir schweben auf Wolke sieben. Diese Idealisierung lässt alle Schattenseiten verschwinden. Gedanken und Focus sind 24/7 auf unserer Droge. Wir sind im Rausch. (Ich gehe hier jetzt nicht auf die hormonelle Seite ein, das würde zu weit führen.)
Die Verliebtheit’s-Phase ist nach ca. drei bis 10 Monaten vorbei – und damit oftmals auch die Partnerschaft. Viele Menschen steigen an diesem Punkt bereits aus, suchen den nächsten Rausch, ohne jemals zu erfahren, welche wahren Qualitäten diese Beziehung gehabt hätte.
Nun gut: Hätte-Hätte-Fahrradkette ist eine mögliche Haltung – doch, wenn Sie als Paar zusammen bleiben kommt:

2. Erwartungsphase
Das Gefühl der Verliebtheit lässt nach, die Erwartungen nehmen zu.
In dieser Phase nehmen wir unsere Partnerin oder unseren Partner genauer unter die Lupe und entdecken immer mehr Eigenschaften, die uns nicht gefallen. Neben den schönen Seiten, die immer noch liebenswert sind, treten Verschiedenheiten und Schwächen zutage. Das kann als enttäuschend empfunden werden. Erste Gefühle der Ernüchterung treten auf, auch wenn die Beziehung immer noch schön und liebevoll sein kann. Das verunsichert.
Gleichzeitig lässt die extreme Aufmerksamkeit nach, die sich die Verliebten in der ersten Zeit geschenkt haben. Dazu werden eigene Schwächen oft dem Partner bzw. der Partnerschaft angelastet.
Wir fragen uns aufgrund der nicht erfüllten Erwartungen, wie wir uns haben so täuschen können. In diesem Moment sehen wir zwar noch das Verbindende, aber auch das Unterschiedliche, das Trennende. Kritik zu üben, fällt in dieser Phase leicht und wird auch großzügig und gerne ausgeübt. In dieser Phase trennen sich bereits viele Paare, weil sie glauben die Liebe sei zu Ende.

3. Machtkampf- und Kräftemessen-Phase
Wir schenken uns nichts in dieser Phase. Beide überlegen immer mal wieder, ob eine Trennung nicht vielleicht das Beste wäre. Sie verstricken sich immer wieder in Macht-, Revier- und Konkurrenzkämpfe. Vieles dreht sich jetzt um die Unterschiede. Viele Paare gehen unbewusst davon aus, dass die eigenen Vorstellungen von Beziehung auch die des Partners/der Partnerin sein müssen.
Werden diese Vorstellungen nicht geteilt, fühlen sich viele verraten. Änderungsversuche werden abgelehnt und als Bevormundung erlebt. Die Partnerschaft gerät dadurch außer Balance. Sie versuchen die/den anderen umzuerziehen.
Er oder sie soll sich Verhaltensweisen, die stören, abgewöhnen. Ganz schlechter Plan.
Niemand ändert sich, weil wir es wollen. Veränderung kann nur von innen nach außen gelingen, also aus eigener Absicht. Meine Arbeit besteht darin ein Paar zu unterstützten die eigenen Vorstellungen, Werte und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen, ohne sich zu gegenseitig zu verletzten.
Es gilt Verantwortung zu übernehmen für das eigene Leben und das eigene Glück, anstatt die Partnerin/den Partner in die Pflicht zu nehmen. Raus aus dem Kampf, rein in das Erkennen und Verstehen. Hier scheitern die meisten, erkennen auch viele, dass die Unterschiede zu groß sind…doch wenn nicht, dann kann die nächste Phase folgen.

4. Veränderungsphase – „Neu denken“-Phase“
Der Boden, auf dem die Beziehung steht, trägt und man setzt nun die Energie wieder mehr für die eigene Persönlichkeitsentwicklung ein. In dieser Beziehungsphase sehen Sie sich als Paar, versuchen jedoch auch genug Raum für sich selbst zu finden, ohne dabei den Zusammenhalt aus dem Auge zu verlieren. Sie versuchen jetzt ein Gleichgewicht zwischen dem „Ich“, „Du“ und „Wir“ zu finden.
In dieser Beziehungsphase, wenn der Streit nachlässt, wächst auch wieder das wirkliche Interesse an dem Partner und man lernt viele Seiten neu kennen. Wenn ein Paar beginnt, die Kampfphase hinter sich zu lassen, fangen Prozesse der Veränderung und Weiterentwicklung an. Die Balance zwischen Autonomie und Bindung ist hergestellt. „Miteinander, statt gegeneinander“, ist das Motto. Das heißt, sich immer wieder offen miteinander auszutauschen und neu zu verhandeln, damit beide Partner gut damit leben können.
Wie gesagt…wir sind nicht in Hollywood.

5. Beziehung als „Emotionales Zuhause“
Besonders bezeichnend für diese Phase ist ein Gefühl der Dankbarkeit und Wertschätzung in dieser Beziehung sein zu dürfen. Dieses drücken wir auch gerne aus. Partnerin oder Partner werden geliebt, so wie sie sind. Das heißt nicht, dass wir immer alles gut finden und Konflikte kann es auch geben. Doch da ist die Gewissheit, dass zu einer Beziehung Gemeinsamkeiten und Unterschiede gehören. Konflikte werden konstruktiver als bisher gelöst. Die fünfte Phase der Liebe, ist die schönste, tiefste und vertrauteste Beziehungsphase.

Fazit:
Das WIR kann anstrengend, nervig, beängstigend sein, aber es ist auch eine wunderbare Einladung sich und die Beziehung zu entwickeln, zu wachsen, als Individuum und als Paar. Wenn ein Paar auf diese Reise geht, die Verantwortung und die Arbeit aufnimmt, dann wird es sich aufeinander beziehen, ohne zu klammern. Dann werden sie Konflikte auf Augenhöhe lösen, dann werden sie lieben und sich dennoch frei fühlen.

Die Beziehung wird zur Basis der eigenen Entwicklung, in der Sie sich gegenseitig bestärken und in der gemeinsame Ziele und Visionen verfolgt werden.

Nun stellt sich die Frage, ob wir nicht Phase 2 und 3 auslassen können? Wäre doch super! Oder wie kriegen wir es als Paar hin, diese so kurz und schmerzfrei wie möglich zu erleben?
Das ist Arbeit!
Wahrnehmen. Verstehen. Bereitschaft. Kommunikation. Commitment. Wertesysteme. Balance von Nähe und Distanz. Veränderungen…
All das braucht Zeit und Bewegung. Jede Phase hat Ihre Berechtigung und auch Ihren Sinn.
Wo stehen Sie?
Finden Sie es heraus. Ich unterstütze Sie gern dabei.